Dr. Beate Sauereisen | Otto-Schott-Gymnasium Mainz | Germany
Bei manchen Kindern hat man als Lehrer den Eindruck, sie könnten mehr leisten, wenn sie nur nicht „so faul“ wären und einfach ihre Sachen lernten. Diese Schüler verstehen schnell, scheitern aber z. B. an Reproduktionsaufgaben. Doch Grund dafür ist vielleicht nicht ihre Faulheit, sondern, dass bei ihnen einzelne für Schulerfolg wichtige kognitive Fähigkeiten weniger stark sind und dazu führen, dass ihnen Lernen manchmal tatsächlich schwerer fällt als anderen Kindern, die weniger schnell verstehen.
Um das Zusammenspiel der Grundfähigkeiten Verstehen, Memorieren und Automatisieren für alle am Lernprozess Beteiligten sichtbar und damit leichter verständlich zu machen, ist die Diagnosetorte entstanden, in der Stärken und Entwicklungsfelder durch verschieden breite Segmente veranschaulicht werden. Die Gegenüberstellung der eigenen „Torte“ mit den „Anforderungs-Torten“ einzelner Fächer hilft zu verstehen, warum dieselbe Lernstrategie an manchen Stellen und zu manchen Zeiten zu größerem Erfolg führt als an anderen. Außerdem können Lernende so selbst erkennen, welche der Grundfähigkeiten sie an welcher Stelle einsetzen sollten um Erfolg zu haben. So gewinnen sie Kontrolle über ihren Lernerfolg.
Die Theorie hinter der Diagnosetorte, die in die beratende Arbeit mit diesem Modell einfließt, sind neurobiologische Erkenntnisse zum Lernen, wie sie z.B. von Onur Güntürkün in „Biologische Psychologie“ (2017) und Manfred Spitzer in „Lernen“ (2006) dargestellt werden.