Autor:in:
Prof. Dr. Marion Mayer | ASH Berlin | Germany
Abstract
Neben der Gewalt von extrem rechten Akteuren und Gruppierungen gegen einzelne Personen, wird auch deren Einwirken auf Institutionen und Organisationen im psychosozialen Versorgungssystem zunehmend im professionellen Kontext thematisiert: so für die Psychiatrie (z. B. Thoma, 2019a/b) und der Sozialen Arbeit (z. B. Gille & Jagusch, 2019; Grigori, 2016, 2018; Lehnert, 2018). Dies betrifft sowohl die Frage nach dem Umgang mit entsprechenden Klient*innen wie auch den Umgang mit öffentlichen oder subtilen Angriffen gegen eine gesamte Einrichtung. Während für die Soziale Arbeit und darin einzelne Handlungsfelder einige Analysen vorliegen, gibt es bislang kaum Untersuchungen dazu, die sich explizit mit den Feldern der psychosozialen Beratung befassen.
Der Vortrag stellt erste Ergebnisse einer empirischen Vorstudie vor, die sich mit den Wirkungen von diskursiven Einflüssen wie auch gezielten Angriffen und konkreten Fällen in einzelnen Handlungsfeldern der Beratung befassen.
In der Analyse geht es insbesondere um die Wirkung solcher Angriffe und damit verbundene Absichten, Diskursverschiebungen zu erreichen, mit denen die Zielgruppen abgewertet werden und das Beratungsangebot seiner Legitimationsgrundlage entledigt werden soll. Die Bedeutung solcher Art Felddynamiken (Hansjürgens, 2018) und Dispositionen für die Professionalisierung von Beratung (Mayer, 2011) auf die konkrete psychosoziale Beratungsarbeit, gilt es genauer zu untersuchen, wenn entsprechende Gegen- bzw. Handlungsstrategien entwickelt werden. Meist werden diese Ebenen als strukturelle Einbettungen und organisatorische Rahmenbedingungen von Beratung angesprochen – aber wenig in ihrer Bezogenheit auf das Beratungsgeschehen als soziale Arenen und Diskurse (Clarke, 2012) im jeweiligen Handlungsfeld reflektiert.
Der Beitrag stellt eine erste Skizze zu den Wechselwirkungen und Auseinandersetzungen mit Aktivitäten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen spezifische Felder psychosozialer Beratung vor.
Literatur
Clarke, Adele (2012). Situationsanalyse. VS: Wiesbaden.
Gille, Christoph & Jagusch, Birgit (2019). Die neue Rechte in der Sozialen Arbeit in NRW. Exemplarische Analysen. FGW-Studie: Rechtspopulismus, soziale Frage & Demokratie 03 herausgegeben von Lynn Berg, Andreas Zick. Düsseldorf.
Grigori, Eva (2016). Die hilflose Profession. Anmerkungen zum Umgang Sozialer Arbeit mit Rechtsextremismus. In: Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (Hrsg.): Rechtsextremismus: Prävention und Politische Bildung. mandelbaum: Wien, S. 176–195.
Grigori, Eva (2018). Handlungskompetenzen Sozialer Arbeit im Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. In Sara-Friederike Blumenthal, Karin Lauermann & Stephan Sting (Hrsg.).
Soziale Arbeit und soziale Frage(n). Barbara Budrich: Opladen, Berlin, Toronto, S. 197–208.
Hansjürgens, Rita (2018). In Kontakt kommen. Analyse der Entstehung einer Arbeitsbeziehung in Suchtberatungsstellen. Tectum: Baden-Baden.
Lehnert, Esther (2018). Kulturkampf von Rechts. Herausforderungen für die Soziale Arbeit. In: Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e. V. (Hrsg.): Mut. Interventionen. Zwischenbericht. Chemnitz, S. 58–59.
Mayer, Marion (2011). Beratungsarbeit im «Zwischen». Professionalisierungswege der Weiterbildungsberatung für Frauen. Barbara Budrich: Opladen & Farmington Hills, MI.
Thoma, Samuel (2019a). Ein Thor, wer Böses dabei denkt. SI 4/2019.
Thoma, Samuel (2019b). Politik und Psychotherapie: Rechts im Stuhlkreis. taz vom 04.10.2019. unter: https://taz.de/Politik-und-Psychotherapie/!5627041/ [abgerufen am 14.10.2021]
Angaben zur Person
Prof. Dr. Marion Mayer
Hochschullehrerin an der ASH Berlin mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit und Beratung