Autor:innen:
M.A. Lisa Große | Alice Salomon Hochschule Berlin | Germany
Prof. Dr. habil. Silke Birgitta Gahleitner | Alice Salomon Hochschule Berlin | Germany
M.A. Maite Gabriel | Alice Salomon Hochschule Berlin | Germany
Abstract
Was gute Klinische Sozialarbeit ausmacht und wie klinisch-sozialarbeiterische Interventionen wirken, ist in Anbetracht der Komplexität des Gegenstands Klinischer Sozialarbeit und der Vielzahl an hierfür zur Verfügung stehenden Methoden keine einfach zu beantwortende Frage. Das gilt auch für den Bereich der psychosozialen Traumaarbeit. Forschung kann jedoch erheblich dazu beitragen, sich den unterschiedlichen Dimensionen von Wirkung anzunähern. Eine multidimensional angelegte evidenzbasierte Praxis nimmt die Wirkung klinisch-sozialarbeiterischer Diagnostik und Intervention unter die Lupe und bemüht sich dabei um jeweils gegenstandsangemessenes methodisches Vorgehen. Zielsetzung ist die Förderung von soliden und/oder innovativen best-practice-Ergebnissen, die jedoch auch eher als dynamische und nicht feststehende Konstrukte verstanden werden. Anhand dreier auf diese Weise angelegter Forschungsprojekte diskutiert das Panel die Wirkung klinisch-sozialarbeiterischer Diagnostik bzw. Intervention für verschiedene Zielgruppen im Traumabereich.
TraM: Clearingprozesse für geflüchtete Jugendliche – auf der Suche nach Unterstützungspotenzialen
Das Forschungsprojekt TraM (Förderung: BMBF) hat minderjährige Geflüchtete interviewt, wie (hilfreich) sich das Ankommen für sie gestaltet hat und wo Unterstützungspotenziale liegen. Aus den 20 problemzentrierten Interviews emergieren eine Reihe von Wirkfaktoren, was Jugendliche in dieser Situation im Diagnostik- wie Interventionsbereich als entwicklungsfördernd oder -hemmend erleben. Die Ergebnisse erweisen sich für die Gestaltung diagnostischer und interventiver Prozesse als äußerst wertvoll und könnten helfen, die Ankommenskultur für geflüchtete Jugendliche und Erwachsene neu, traumasensibler und anders auszugestalten.
Testimony: Die Zustände in ehemaligen Heimen der BRD und DDR aufarbeiten
Bisher wenig beleuchtet wurde, dass sich auch in der ehemaligen DDR bis 1990 Menschenrechtsverletzungen in den stationären Einrichtungen für Kinder und Jugendliche vollzogen. In dem seit 2019 laufenden Forschungsverbund Testimony (Förderung: BMBF) wurden die Erfahrungen in DDR-Heimen untersucht und Möglichkeiten der Bewältigung und Unterstützung für die Betroffenen exploriert. Die 20 problemzentrierten Interviews mit Betroffenen zeigen, dass Aufarbeitung nicht einfach nur gleichzusetzen ist mit einer blossen Dokumentation der Ereignisse und der individuellen Therapie von Betroffenen, sondern vielmehr mit der Aufgabe verbunden ist, die institutionellen und gesellschaftlichen Strukturen zu beleuchten. Die Ergebnisse geben wertvolle Hinweise für Bewältigungs- und Aufarbeitungsprozesse auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene.
TGI: Wirkung tiergestützter Interventionen in Therapeutischen Jugendwohngruppen
Tiergestützte Interventionen haben sich im Wirkungsforschungsbereich einen festen Platz erkämpft. Im Rahmen des Praxisforschungsprojekts «Tiergestützte Interventionen in Therapeutischen Jugendwohngruppen» (Förderung: IFAF Berlin) wurde für diese spezifische Zielgruppe ein hundegestütztes Interventionsprogramm entwickelt und in einer begleitenden Mixed-Methods-Studie umfassend evaluiert. Das ermittelte Wirkungsspektrum kann sich sehen lassen. Insbesondere die qualitativen Erhebungen und Analysen mit den Adressat*innen selbst geben umfassend Aufschluss über die vielfältigen positiven Entwicklungsanstösse für die beteiligten Jugendlichen. Im Panel sollen die Ergebnisse sowie Indikationen und Kontraindikationen diskutiert werden.
Literatur
Andrade, Marilena de, Gabriel, Maite, Martensen, Marie, Rettig, Antje & Gahleitner, Silke Birgitta (i.E.). Aus der Heimgeschichte lernen: Empfehlungen ehemaliger Heimkinder für die heutige Kinder- und Jugendhilfe. Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, 24(2).
Große, Lisa; Wintzer Lara Irene & Ebinger, Senta (i.E.): Sequenzielles Belastungserleben junger geflüchteter Menschen – Diagnostisches Verstehen in der Sozialen Arbeit In: Delic, A.; Kourtis, I.; Kytidou, O.; Sarkodie-Gyan, S.; Wagner, U. & J. Zölch (Hrsg.): Globale Zusammenhänge, lokale Deutungen? Kritische Positionierungen zu wissenschaftlichen und medialen Diskursen im Kontext von Flucht und Asyl. Wiesbaden: Springer VS.
Wesenberg, Sandra; Eckloff, Annett; de Andrade, Marilena; Lanwehr, Joana; Bredereck, Conny; Betzelt, Sigrid; Gather, Claudia; Gahleitner, Silke (2021): « ... dass es jetzt ausnahmsweise mal eine Gruppe war, die wirklich auch bei Sachen geholfen hat» – Ziele, Aufbau und Wirkungen einer hundegestützten Intervention für psychisch hoch belastete junge Menschen in therapeutischen Jugendwohngruppen. Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis, 53(1), S. 81–98.
Angaben zur Person
Lisa Große, MA Klinische Sozialarbeit, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin im Arbeitsbereich psychosoziale Diagnostik und Intervention und Promotionsstudentin an der Universität Vechta, Vorstand im ECCSW e. V.
Maite Gabriel, MA Klinische Sozialarbeit, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin im Arbeitsbereich psychosoziale Diagnostik und Intervention, arbeitet als Familientherapeutin der stationären Kinder- und Jugendhilfe.
Silke Birgitta Gahleitner, Prof. Dr. phil. habil. Professur für Klinische Psychologie und Sozialarbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin; Arbeitsbereich Psychosoziale Diagnostik und Intervention; Leitung des Masterstudiengangs: «Soziale Arbeit: Klinische Sozialarbeit»